Außenkunstwerk der taiwanesischen Künstlerin Chang En-Man
Am 6. Juli weihte uns Sabine Kemna in die Geheimnisse der afrikanischen Riesenschnecke und in das Außenkunstwerk der taiwanesischen Künstlerin Chang En-Man ein. Sie gehört zur indigenen Bevölkerung ihres Landes. In den Wanderungsbewegungen der Riesenschnecke, die 1933 von japanischen Besetzungsmächten in Taiwan eingeschleppt wurde, sieht sie ein Symbol für Kolonialismus und Imperialismus. Deshalb zeichnet sie diese Bewegung in ihrer Installation Warteraum auf dem Gelände des Bootsverleihs Ahoi nach.
Zwei weitere Aspekte greift Chang En-Man auf. Die Riesenschnecken sind – im Wok gebraten - inzwischen ein beliebter Snack in Taiwan. Auf diese Weise halten die Taiwanesen die Verbreitung im Zaum.
Ein weiterer Aspekt ist die Bedeutung des Maulbeerbaums. Nur dessen Blätter haben die Fähigkeit, den überaus hartnäckigen Schleim der Riesenschnecke, den diese auch nach dem Tod noch absondert, zu entfernen. Das Dach des Warteraums ist mit Glasornamenten versehen, die dem Laub des Maulbeerbaums nachempfunden sind. So wird der Aufenthalt im Warteraum zugleich zu einem reinigenden Ritual.
Am Ende blickt man auf das Boot auf der Fulda, das vergleichbare Ornamente trägt und ein Symbol für die Wanderungsbewegung der Schnecke ist. Das Ganze befindet sich unweit der Kasseler Straße „An der Maulbeerplantage“.
„Für Chan En-Man geht es um die urmenschliche Kraft, wie man aus etwas Schlechtem etwas Gutes machen kann und wie man sich befreien kann von den klebrigen Spuren der Kolonisation“, so Sabine Kemnas Fazit. Eine wirklich spannende Entdeckung auf dem Gelände des ehemaligen Bootverleihs. (Elke Bockhorst)